In einer intermedialen Welt liegt nun der Medienwechsel vom Musikvideos in die Malerei nahe, insbesondere für einen Künstler wie Thorsten Kasel, der Inspiration immer direkt aus seiner Lebensumwelt schöpft. Dabei ist für seine Kunst der Videoclip jedoch nur Inspirationsquelle.
In Sonic Seduction begegnen wir so nicht nur einer großformatigen Übertragung in das statische Medium der Malerei, sondern wir erleben eine Erweiterung des audiovisuellen Geschichtenerzählens. In Werken jenseits der bloßen Illustration, führt der Künstler uns vor Augen, wie sehr die beiden Medien einander durchdringen, ja bedingen. Dabei ist die Geschichte, die Kasel mit Pinsel und Farbe erzählt, eine andere, als die der Kamera und des Mikrofons.
Wie alle Maler, muss auch Kasel sich aufgrund der der Malerei immanenten Eigenschaft der Stase für wichtige Moment der Handlung entscheiden, in deren Darstellung er die transiente, flüchtige Qualität des Films überwindet. So bricht er den Musikclip auf kleinste Einstellungen hinunter und durchstreift Szenen, Settings und Sequenzen nach seinen “fruchtbaren Augenblicken”, in dem die Essenz der Handlung kulminiert. In der Flut von Bildern findet er auf diese Weise Mikronarrative, die er für seine bildkünstlerische Behandlung verwenden und übersetzen kann. Leiten lässt er sich hierbei von Impuls und Gefühl. Die Szenen, die er auf der Leinwand einfängt, müssen ihn berühren, das ist die wichtigste Voraussetzung. Von diesem Startpunkt entfalten sich Momente der Handlung, Augenblicke der Ruhe und Augen-Blicke voller Emotionen.